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Homöopathie gegen Bluthochdruck?

Eine der häufigsten Fragen, die im Bezug auf Bluthochdruck auftauchen, ist, ob der Blutdruck auch mit „natürlichen“ Mitteln gesenkt werden kann. Die Betroffenen haben oft Hemmungen, die vom Arzt verordneten Medikamente einzunehmen, welche als chemisch und unnatürlich angesehen werden. Dies vor allem vor dem Hintergrund, dass sie subjektiv ja keine Beschwerden verspüren. Gleichzeitig hat man jedoch verstanden, dass dauerhaft erhöhte Blutdruckwerte der Gesundheit nicht zuträglich sind - und macht sich daher auf die Suche nach Alternativen. Die hilfreichste Möglichkeit, selbst etwas gegen hohen Blutdruck zu tun, indem man seinen Lebensstil nachhaltig ändert, scheitert nur allzu gerne am inneren Schweinehund. Eine grundlegende Ernährungsumstellung sowie der Gedanke, sich tatsächlich mehr zu bewegen, ist für viele leider nicht so einfach umzusetzen. Auf der Suche nach einfachen Wegen, den Blutdruck in den Griff zu bekommen, stolpert man irgendwann über homöopathische Mittel. Diese sind zumeist ohne Rezept in der Apotheke erhältlich. Und was gegen die Hypertonie helfen soll, lässt sich ja einfach herausfinden. Und das auch noch nebenwirkungsfrei - glaubt man dem, was da oft geschrieben steht.

Aber hilft Homöopathie wirklich?

Was ist Homöopathie denn eigentlich?

Hom÷opathie
Das Grundprinzip der Homöopathie ist „Similia similibus curentur“, was soviel heißt wie Ähnliches mit Ähnlichem heilen. Das bedeutet, dass eine Substanz, die ähnliche Beschwerden auslösen kann wie die vom Patienten beschriebenen, in Potenzen hochverdünnt und verschüttelt wird, um dem Körper die Information zu geben, was er bekämpfen soll beziehungsweise wogegen die Selbstheilungskräfte aktiv werden müssen. Als Beispiel wird Nux Vomeca, die Brechnuss, unter anderem gegen Übelkeit eingesetzt. Das Potenzensystem umfasst D- und C-Potenzen. Für ein Mittel mit der Potenz D1 wird die sogenannte Urtinktur im Verhältnis 1:10 verdünnt und mit zehn Schüttelschlägen dynamisiert. Für D2 wird ein Zehntel dieser Substanz wiederum 1:10 verdünnt und mit 20 Schüttelschlägen dynamisiert und so weiter. Für C-Potenzen erfolgt die Verdünnung im Verhältnis 1:100 und es wird entsprechend in 100-er Schritten verschüttelt. Spätestens an der Potenz D8 ist somit keine pharmakologisch wirksame Substanz mehr nachzuweisen.

Dies allein erfasst jedoch nicht die grundlegende Idee der Homöopathie in Gänze. Hierzu muss man sich vom schulmedizinischen Denken lösen, dass man gegen Krankheit X einfach Medikament Y gibt. Vielmehr wird auch in der Homöopathie der Mensch ganzheitlich und nicht nur dessen Symptome gesehen und behandelt. Um Erfolg zu haben, braucht es hierzu einen erfahrenen Homöopathen und auch einen Patienten, der sich darauf einlassen möchte. So kann für den einen unter Bluthochdruck leidenden Menschen aufgrund seiner Beschwerden und seiner Persönlichkeitsstruktur das homöopathische Mittel A „passend“ sein, während dieses für einen anderen Betroffenen, der zwar auch an Bluthochdruck leidet, dessen Beschwerden und Persönlichkeit aber anders sind, nach homöopathischer Auffassung falsch sein. Die Wirkung wird also weniger durch das Mittel, sondern vielmehr durch die Aufmerksamkeit erzeugt, die der Patient durch den Behandler erhält.

Verabreicht werden Homöopathika meist in Form von Tropfen oder Globuli. Globuli sind kleine Kügelchen aus Zucker, die mit der der Potenz entsprechend verdünnt und verschüttelten Lösung besprüht wurden.

Was die Wirksamkeit von Homöopathie betrifft, gehen die Meinungen in völlig gegensätzliche Richtungen. Die Einen glauben dran, die anderen nicht.

Die Wissenschaft indes ist sich einig: Wo nichts ist, kann nichts wirken. Zu diesem Ergebnis kamen verschiedene Studien, in denen weder Probanden noch Ärzte wussten, wer ein homöopathisches und wer ein von vornherein als Placebo bezeichnetes Mittel einnahm. In diesen sogenannten Doppelblindstudien konnte keine Wirkung der Homöopathika verzeichnet werden.

Schulmedizinisch betrachtet wird der Homöopathie allenfalls ein Placeboeffekt zugesprochen. 

Bei Bluthochdruck ist es daher eher gefährlich als hilfreich, seine vom Arzt verordneten Medikamente in den Müll zu werfen und sich stattdessen die im Internet herausgesuchten Globuli oder Tropfen zu besorgen. Denn auch erfahrene Homöopathen wagen nicht, die verordneten Medikamente direkt durch homöopathische Mittel zu ersetzen. Sie beginnen die Behandlung eines bestehenden Bluthochdrucks in der Regel parallel zur schulmedizinischen Therapie. Sie suchen für den jeweiligen Patienten - beruhend auf dessen Beschwerde- und Gesamtbild - das passende homöopathische Mittel heraus. Dieses nimmt der Patient dann vorerst zu seinen verordneten Medikamenten. Erfolgt eine Blutdrucksenkung, was jedoch nicht von heute auf morgen zu erwarten ist, sondern einen Zeitraum von mehreren Wochen oder Monaten benötigen kann, kann die ärztliche Verordnung gegebenenfalls angepasst werden.

Neben den Einzelmitteln gibt es im Handel auch verschiedene Komplexmittel, die gegen Bluthochdruck wirken sollen. Hier sind verschiedene homöopathische Mittel in einer festen Zusammensetzung enthalten.

Behält man die oben aufgezeigte Herangehensweise in der Homöopathie im Hinterkopf, ist leicht verständlich, weshalb diese homöopathischen Komplexmittel kaum helfen können. Werden die Mittel ohne den einfühlenden Homöopathen genommen, bleibt nur der Placeboeffekt übrig. Sie widersprechen in gewisser Weise dem ganzheitlichen Ansatz der Heilmethode.

Einige der als blutdrucksenkend beworbenen Komplexmittel enthalten Homöopathika in pharmakologisch wirksamen Dosierungen. Das bedeutet nichts anderes, als dass Wirkstoffe enthalten sind, die auch in vom Arzt verordneten Medikamenten enthalten sein können, jedoch in nicht geprüften Zusammensetzungen. Denn im Gegensatz zu diesen werden die homöopathischen Mittel nicht in Studien getestet. Das Resultat können Neben- beziehungsweise Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sein. 

Vorsicht ist also auch bei der vermeintlichen Nebenwirkungsfreiheit homöopathischer Mittel geboten. Wie weiter oben berichtet, ist ab einer gewissen Potenz keine wirksame Substanz mehr nachweisbar. Im Umkehrschluss heißt dies jedoch, dass in den niedrigeren Potenzen und vor allen Dingen in den sogenannten Urtinkturen durchaus pharmakologisch wirksame Inhaltsstoffe zu finden sind. Diese nehmen auf ganz herkömmliche Weise Einfluss auf den Körper. Streng genommen ist dies eher Phytotherapie - also Pflanzenheilkunde - als Homöopathie. Deshalb ist von einer Selbstbehandlung mit homöopathischen Mitteln abzuraten - seien es nun Einzel- oder Komplexpräparate. Auch wenn die Zuckerkügelchen oder Tropfen in den meisten Potenzen keine nachweisbar wirksame Substanz enthalten, sollte die Einnahme mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden.

Fazit

Für eine Wirksamkeit homöopathischer Mittel über einen Placeboeffekt hinaus liegt kein wissenschaftlicher Nachweis vor. Die eigentliche Wirkung kommt durch einen guten Homöopathen zustande, der sich Zeit nimmt. Gerade bei Bluthochdruck kann es psychische Ursachen geben - zum Beispiel ungeklärten Stress. Dennoch kann in verschiedenen Produkten pharmakologisch wirksame Substanz enthalten sein. Von Selbstversuchen - zumal ohne Absprache mit dem behandelnden Arzt - ist daher abzuraten.

Quellen:

Letzter Abruf der Quellen (soweit nicht anders angegeben): 17.04.2024

Von Sabine Croci. Dieser Artikel ist medizinisch-fachlich geprüft. Letzte Aktualisierung (04/2024).

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