Sie sind hier: Infothek - Wissenswertes zum Blutdruck - Bluthochdruck und Hormone

Bluthochdruck und Hormone

Eine Form der sekundären Hypertonie - also eines Bluthochdrucks mit bekannter Ursache - stellt die hormonell bedingte Hypertonie dar. Hier verursacht eine Über- oder Unterproduktion verschiedener Hormone die zu hohen Blutdruckwerte.

Die wichtigsten Formen sind:
  • das Phäochromozytom, das in etwa 0,2 bis 0,4 Prozent aller Hypertonie-Fälle die Ursache ist,
  • das Cushing-Syndrom - auf dieses entfallen etwa 0,3 Prozent der Bluthochdruckpatienten und
  • das Conn-Syndrom, das mit etwa 12 Prozent den größten Teil hormonbedingten Bluthochdrucks ausmacht.
  • Schilddrüsenüberfunktion/Schilddrüsenunterfunktion (siehe  gesonderter Artikel)

Phäochromozytom

Das Phäochromozytom ist ein meist gutartiger Tumor des Nebennierenmarks. In einigen Fällen tritt er als extra-adrenales Phäochromozytom (Paragangliom) außerhalb der Nebenniere in der Nähe der Wirbelsäule beziehungsweise der großen Blutgefäße auf und geht  dann von einem Teil des autonomen, also nicht willens beeinflussbaren Nervensystem der entlang der Wirbelsäule verläuft (sympathischen Grenzstrang) aus. Das Vorkommen ist als selten zu bezeichnen (unter einer Million Menschen gibt es zwei bis acht Fälle von Neuerkrankungen pro Jahr). Es kommt zu einer Überproduktion von Katecholaminen wie Adrenalin, Noradrenalin und Dopamin, wodurch auch die eventuell auftretenden Beschwerden verursacht werden. Bluthochdruck tritt bei den meisten Patienten entweder dauerhaft oder anfallsartig auf. Außerdem kann es zu pochenden Kopfschmerzen, Schwitzen, Herzklopfen und Blässe kommen.

Cushing-Syndrom

Beim Cushing-Syndrom kommt es zu einer krankhaft gesteigerten Produktion von Cortisol, einem Nebennierenhormon. Meist ist ein gutartiger Tumor an der Hirnanhangdrüse  (Hypophyse)  die Ursache. Dieser hat eine Überproduktion des Hormons ACTH zur Folge, das wiederum die Nebennierenhormonproduktion stimuliert und so zu einer erhöhten Cortisol-Ausschüttung führt.

In selteneren Fällen produzieren Tumore an der Nebenniere direkt zu viel Cortisol. Dieses nimmt Einfluss auf die Blutdruckregulation der Niere und kann so zu Bluthochdruck führen. Dazu kann es zu einer Minderversorgung mit Kalium kommen, was zu Störungen der Kreislauffunktion führen kann. Weitere wichtige Folgen der Hormonüberproduktion sind das sogenannte Mondgesicht, die Stammfettsucht, Dehnungsstreifen an der Haut (Striae), Diabetesentstehung, Muskelschwund, Infektanfälligkeit, depressive Verstimmungen und einiges mehr.

Conn-Syndrom

Das Conn-Syndrom - auch als primärer Hyperaldosteronismus bezeichnet - ist eine der häufigsten Ursachen für eine sekundäre Hypertonie. Es handelt sich hierbei um eine Erkrankung der Nebennieren, die eine Überproduktion des Hormones Aldosteron verursacht. Aldosteron ist maßgeblich an der Wasser- und Salzregulation im Körper beteiligt. Durch seinen Effekt auf den Salztransport führt Aldosteron zur Ausscheidung von Kalium sowie zur Rückresorption von Natriumsalz und Wasser. Das bedeutet, dass zu wenig Salz ausgeschieden wird und durch das daraus entstehende erhöhte Flüssigkeitsvolumen im Gefäßsystem ein erhöhter Blutdruck entsteht.

Es gibt zwei verschiedene Ursachen, die zu dieser Erkrankung führen: Einerseits können die Nebennieren vergrößert (bilaterale
Nebennierenrindenhyperplasie) sein und daher zu viel Aldosteron herstellen. Zum Anderen gibt es gutartige Tumore (Adenome) an der Nebenniere, die ebenfalls Aldosteron produzieren und den Spiegel erhöhen. Die erste  Ursache ist mit etwa 60% aller Conn-Syndrome etwas häufiger. Sie lässt sich oft gut medikamentös behandeln. In beiden Fällen gilt das Conn-Syndrom als gut behandelbar, im Falle einer Operation sogar als heilbar.

Daneben gibt es noch einige weitere, aber sehr seltene Ursachen für die Entstehung eines Conn-Syndroms. Unbehandelt führt das Conn-Syndrom jedoch häufig zu schweren Folgeerkrankungen und Organschäden. Der im Rahmen des Syndroms entstandene Blutdruck führt deutlich häufiger und schwerer dazu, als bei anderen Formen des Bluthochdruckes.

Hormone im K÷rper

Bluthochdruck in den Wechseljahren

Einen ebenfalls hormonellen Hintergrund hat die Entstehung von Bluthochdruck bei Frauen in den Wechseljahren. Hier steht nicht eine Überproduktion als Ursache im Hintergrund, sondern die Abnahme der Produktion des Hormons Östrogen. Dieses hat bis zu den Wechseljahren einen schützenden Effekt, da es blutdrucksenkend wirkt. Die Produktion des Östrogens geht aber im Klimakterium zurück und der schützende Effekt verliert sich. Im Gegenzug steigt der Gehalt des männlichen Hormons Testosteron. Dieses begünstigt nun bei der Frau - ebenso wie beim Mann - die Entstehung von Bauchfett, das wiederum selbst appetitanregende Hormone freisetzen kann und damit ebenfalls der  Blutdruck ansteigen kann. Entgegensteuern kann Frau hier am besten selbst mit viel Bewegung, gesunder und salzarmer Ernährung, geringem Alkoholkonsum und dem Verzicht auf Nikotin.

Die ESH (European Society of Hypertension) hat in ihren Leitlinien eine früh einsetzende Menopause, also das Ausbleiben der Regelblutung vor dem 45. Lebensjahr ohne dass dies durch eine Behandlung erklärbar ist, als Risikofaktor für eine Bluthochdruckerkrankung aufgenommen. Betroffenen Frauen wird geraten ihren Blutdruck regelmäßig zu kontrollieren und falls zu hohe Werte gemessen werden, baldmöglichst mit der Behandlung zu beginnen um Folgeerkrankungen zu verhindern.
Die regelmäßige Kontrolle wird auch empfohlen wenn in den Wechseljahren eine Hormonersatztherpie erfolgt. Die Therapie muss den Blutdruck nicht zwingend erhöhen, es ist jedoch möglich, dass dies geschieht. Daher wird zur Kontrolle, ggf. medikamentösen Bluthochdrucktherapie und sollte sich der Blutdruck hiermit nicht senken lassen, zur Beendigung der Hormonersatztherapie (selbstverständlich nur in Absprache mit dem behandelnden Arzt) geraten.

Hormontherapien
Wenn sich transidentäre Menschen einer geschlechtsangleichenden Hormontherapie unterziehen, bei der Hormone wesentlich höher als z.B. bei einer Hormonersatztherapie in den Wechseljahren dosiert werden müssen, wird auch diesen die Kontrolle des Blutdrucks nahegelegt. Die Daten sind aktuell zwar noch nicht eindeutig, ob die Therapie das Risiko an Bluthochdruck oder sonstigen kardiovaskulären Erkrankungen zu erkranken steigert. Vorsorglich wird die Kontrolle der Blutdruckwerte jedoch geraten.
Dies gilt auch für Hormontherapien die aus anderen Gründen stattfinden.  

Akromegalie

Die Akromegalie ist eine durch einen langsam wachsenden Tumor der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) ausgelöste vermehrte Ausschüttung von Wachstumshormonen bedingte Erkrankung. Auffällig ist die dadurch verursachte Vergrößerung der Akren (= Körperenden) - also Finger, Zehen, Nase, Kinn und Jochbein. Entsteht die Erkrankung vor Abschluss des Längenwachstums, kommt es zu einer auffällig großen Körpergröße. Die Proportionen bleiben jedoch erhalten. Die Akromegalie führt jedoch nicht nur zu einem übermäßigen Wachstum, sondern auch zu einer Erhöhung des Blutvolumens durch eine verminderte Wasser- und Natriumausscheidung. Hieraus kann ein Bluthochdruck resultieren.


Quellen

Letzter Abruf der Quellen (soweit nicht anders angegeben): 12.04.2024

Von Sabine Croci. Dieser Artikel ist medizinisch-fachlich geprüft. Letzte Aktualisierung (04/2024).

Dieser Artikel wird herausgegeben von BlutdruckDaten. Das BlutdruckDaten-Team ist seit 2009 für die hohe Expertise zum Thema Bluthochdruck im deutschen Internet bekannt. Die zugehörige App wird von hunderttausenden Nutzern täglich konsultiert. Alle Artikel werden umfangreich recherchiert und auf wissenschaftlichen Fakten basierend erstellt. Diese Fakten werden regelmäßig geprüft und Artikel auf den neuesten Stand gebracht.

Informationen auf der Website und innerhalb der App können die Beratung beim Arzt nicht ersetzen.

afgis-Qualitätslogo mit Ablauf 2024/05: Mit einem Klick auf das Logo öffnet sich ein neues Bildschirmfenster mit Informationen über klier.net GmbH & Co. KG
und sein/ihr Internet-Angebot: www.blutdruckdaten.de/ Unser Angebot erfüllt die afgis-Transparenzkriterien. Das afgis-Logo steht für hochwertige Gesundheitsinformationen im Internet.

Ähnliche Artikel:
Weitere Informationen suchen zu