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Vorhofflimmern

Eine häufige Folgeerkrankung einer arteriellen Hypertonie ist das Vorhofflimmern.
Als Vorhofflimmern bezeichnet man eine Art von Herzrhythmusstörung, bei der es zu einer Störung der elektrischen Reizleitung im Herzen kommt.

 Normalerweise entsteht im rechten Vorhof - genauer im dort gelegenen Sinusknoten - ein elektrischer Impuls, der über das Reizleitungssystem im Herzen an die Herzkammern weitergeleitet wird. Dort veranlasst er den Muskel, sich zusammenzuziehen. Das Herz pumpt und ein Herzschlag entsteht.
Beim Vorhofflimmern jedoch kommt es zu kreisenden Erregungen in den Vorhöfen, die nur zum Teil auch an die Kammern weitergeleitet werden. Es entsteht ein unregelmäßiger Herzschlag, der häufig zu schnell ist. In einigen Fällen kommt es aber auch zu einem verlangsamten Herzschlag, wenn das elektrische Signal durch einen sogenannten „Leitungsblock“ nicht an die Herzkammern weitergegeben wird.
Durch die kreisenden Erregungen im Vorhof kann sich dieser nicht ordnungsgemäß mit Blut füllen und somit das Blut auch nicht im erforderlichen Umfang in die Herzkammer pumpen. Letztendlich sinkt hierdurch die Pumpleistung des Herzens, da sich auch die in den Organismus ausgeworfene Blutmenge reduziert.

Zu der Leitungsstörung kommt es bei gleichzeitig bestehendem Bluthochdruck meist durch die Vergrößerung des Herzens sowie durch den bindegewebigen Umbau innerhalb des Herzens. Somit können die elektrischen Impulse nicht immer ordentlich weitergeleitet werden und es kommt zur kreisenden Erregung. Das Vorhofflimmern wiederum begünstigt ein Fortschreiten dieser Veränderungen.

Durch das Vorhofflimmern verringert sich die Fließgeschwindigkeit des Blutes in den Vorhöfen. Besonders in den sogenannten Herzohren (kleine Ausziehungen innerhalb der Vorhöfe) fließt das Blut dann sehr langsam. Hier können sich Blutgerinnsel bilden, die durch den Blutfluss beispielsweise ins Gehirn gelangen und dort einen Schlaganfall auslösen können.

Wie bemerkt man Vorhofflimmern?

Typische Beschwerden sind Herzrasen, Schmerzen in der Brust und Atemnot, wenn das Herz zu schnell schlägt. Bei normaler Geschwindigkeit sind eventuell nur Schwäche und Müdigkeit oder eine allgemeine Leistungsminderung zu bemerken. Verlangsamt sich der Herzschlag allerdings aufgrund eines Leitungsblocks, sind auch Schwindel und eine Ohnmacht möglich.
Wird das Vorhofflimmern chronisch, ist es aber auch möglich, gar nichts davon zu spüren. Der Körper gewöhnt sich quasi daran.

Wie wird Vorhofflimmern behandelt?

Die Behandlung beziehungsweise die Kontrolle durch den Arzt ist wichtig, auch wenn das Vorhofflimmern - gerade in der Anfangszeit - meist nach spätestens 48 Stunden von alleine wieder verschwindet.
Bleibt es jedoch unbehandelt, kann es immer wieder / immer häufiger auftreten und letztendlich persistieren. Eine Behandlung erfolgt in der Regel erst einmal medikamentös, wobei einige Substanzen zur Behandlung des Bluthochdrucks auch antiarrhythmisch wirken. In einigen Fällen wird eine Rückführung in den normalen Rhythmus mittels einer Kardioversion angestrebt. Hierbei gibt der Arzt unter Kurznarkose einen elektrischen Schock von außen auf das Herz, das auf diese Weise häufig in den Normalrhythmus zurückspringt. In schweren Fällen von Herzrhythmusstörungen wird ein Herzschrittmacher implantiert.
Eine modernere Behandlungsmöglichkeit ist die Katheterablation, die einen kleinen operativen Eingriff darstellt. Über einen Katheter, der in der Regel von der Leistenvene aus bis in den rechten Vorhof geschoben wird, wird per Hitze oder Kälte die gestörte Leitungsbahn verödet. Diese Behandlungsmethode gilt bei neu aufgetretenem oder anfallsartig auftretendem Vorhofflimmern als sehr erfolgreich. Besteht das Vorhofflimmern schon länger ist die Erfolgsquote etwas geringer.

Ein kleiner Ausflug in das Reizleitungssystem im Herzen

Das Herz ist ein einzigartiges Organ. Es ist als einziger Muskel in der Lage, sich eigenständig, synchron, regelmäßig und belastungsangepasst zu stimulieren. Hierzu gibt es im Herzen das sogenannte Reizleitungssystem. Der weiter oben schon erwähnte Sinusknoten liegt im rechten Vorhof. Er ist der körpereigene Schrittmacher. Hier werden die elektrischen Impulse erzeugt und an die weiteren Stationen im Herzen weitergeleitet. Spezialisierte Herzmuskelzellen greifen diese Impulse auf und leiten sie durch beide Vorhöfe. Die nächste Station ist der AV-Knoten (Atrioventrikularknoten), der zwischen rechtem Vorhof und rechter Kammer liegt. Er verzögert den Impuls etwas, sodass sich die Vorhöfe zusammenziehen und das Blut in die Herzkammern weiterleiten können. Vom AV-Knoten wird der Reiz weitergegeben an das His-Bündel, von dem aus die beiden Tawara-Schenkel den Impuls bis an die Purkinje-Fasern weiterleiten. So ist ein Erreichen aller Regionen im Herzen gegeben.
Vorhofflimmern
Eine ganz große Besonderheit der Erregungsleitung ist es, dass die jeweils nachgeordnete Station einen Impuls erzeugen kann, wenn der Vorgänger ausfällt. Gibt der Sinusknoten keine Signale ab, kann der AV-Knoten selbst Reize erzeugen - allerdings in einem langsameren Rhythmus. Gibt auch der AV-Knoten keine Impulse mehr ab, kann von His-Bündel, Tawara-Schenkeln und Purkinje-Fasern das Herz immer noch soweit enerviert werden, dass es mit einer sehr langsamen Frequenz schlagen kann.

Quellen:

Letzter Abruf der Quellen (soweit nicht anders angegeben): 24.01.2024

Von Sabine Croci. Dieser Artikel ist medizinisch-fachlich geprüft. Letzte Aktualisierung (01/2024).

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