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Therapieresistenter oder schwer einstellbarer Bluthochdruck

Arzt und Patient bekommen den Blutdruck nicht in den Griff
Bei manchen Menschen widersetzt sich der Blutdruck allen Bemühungen und lässt sich nicht oder nicht ausreichend senken. Die Rede ist dann von einem schwer einstellbaren oder therapieresistenten Bluthochdruck. Dies kann eine frustrierende Erfahrung sein, abfinden sollte man sich damit aber nicht. Bleiben die Blutdruckwerte hoch, drohen ernste Folgeerkrankungen. Daher sollte man selbst alles daran setzen, den Blutdruck auf ein normales Level zu bringen.

Wann ist der Bluthochdruck therapieresistent?

Als therapieresistent wird der Bluthochdruck bezeichnet, wenn trotz einer Therapie mit drei verschiedenen Bluthochdruckmedikamenten der mit dem Arzt vereinbarte Zielwert nicht erreicht werden kann.

Welche Ursachen kann dies haben?

Bei etwa 30 % der als therapieresistent eingestuften Fälle von Bluthochdruck handelt es sich um sekundäre Hypertonien. In diesen Fällen wird der Bluthochdruck durch eine andere Erkrankung oder durch Medikamente verursacht. Hier gilt es, die Ursache zu finden. Liegt eine andere Erkrankung vor, muss diese zunächst behandelt werden. Auch weitere eingenommene Medikamente müssen geprüft und gegebenenfalls umgestellt werden.
Ebenso kann die bisherige Art, bzw. die Kombination der eingesetzten Blutdrucksenker und deren Einnahmeschema  Grund für eine unzureichende Senkung des Blutdrucks sein. Abhängig von eventuellen weiteren Erkrankungen des Patienten müssen sowohl die Blutdrucksenker aus den passenden Substanzklassen gewählt, als auch der Einnahmeplan unter Berücksichtigung der Wirkungszeit (Halbwertszeit) der Medikamente erstellt werden.

Pseudoresistenz

Es gibt jedoch auch Faktoren, die den Blutdruck schwer einstellbar wirken lassen, bei denen jedoch keine echte Therapieresistenz vorliegt. Man spricht dann von Pseudoresistenz.

Weißkittelbluthochdruck
So können die Blutdruckwerte beim Arztbesuch höher sein, als im normalen Alltag, was als Weißkittelhypertonie bezeichnet wird. Eine 24-h-Blutdruckmessung oder regelmäßige Eigenmessungen des Blutdrucks zu Hause schaffen hier mehr Klarheit. Siehe auch „Weißkittelhypertonie“.

Messfehler
Jedoch können auch häusliche Blutdruckmessungen Quelle einer Pseudoresistenz sein, wenn die Werte aufgrund von Messfehlern falsch erhöht gemessen werden. Siehe auch „Fehler beim Blutdruckmessen“.

Fehlende Therapietreue
Ein weiterer häufiger Grund für eine vermeintliche Therapieresistenz des Bluthochdrucks, ist eine mangelnde Adhärenz (siehe auch “Adhärenz und Compliance - Therapietreue“) des Betroffenen. Werden die mit dem Arzt besprochenen Lebensstiländerungen, und diesen kommt die größte Bedeutung zu, nicht eingehalten oder die gegen den hohen Blutdruck verordneten Medikamente nicht oder nicht nach dem erstellten Medikamentenplan eingenommen, ist eine mangelnde oder fehlende Blutdrucksenkung nicht verwunderlich. Dies zeigte auch eine kanadische Studie, in der die Teilnehmer, die an einer vermeintlich therapieresistenten Hypertonie litten, ihre Medikamente unter Aufsicht einnehmen mussten. Die Werte sanken hierdurch bei allen Teilnehmern. Rund einen Drittel konnte sogar den Normalbereich erreichten. Die Hälfte der Teilnehmer hatte  bereits ein kardiovaskuläres Ereignis erlitten, das auf den Bluthochdruck zurückzuführen war. Leider war aber nicht einmal dies eine ausreichende Motivation, die Medikamente regelmäßig und wie verordnet einzunehmen.

Was tun bei schwer einstellbarem Bluthochdruck?

Grundlegend ist auch bei einem schwer einstellbaren Bluthochdruck, die Überprüfung und ggf. Optimierung des Lebensstils. Das ist die gute Nachricht, denn an dieser Stelle kann jeder selbst für sich tätig werden und vielleicht nochmal an Ernährung, Bewegung, Stressreduktion oder auch der Reduktion von Alkohol und Nikotin „schrauben“. Dass die Medikamente regelmäßig wie vom Arzt verordnet eingenommen werden, sollte selbstverständlich sein.

Liegt eine sekundäre Hypertonie vor, muss die Grunderkrankung behandelt werden, um den Blutdruck in den Griff bekommen zu können.

Sollte sich der Blutdruck auch bei bester Adhärenz unbeeindruckt von allen Bemühungen ihn zu senken, zeigen, stehen noch einige medikamentöse oder auch operative Verfahren, wie die renale Denervierung (siehe auch "Bluthochdruck und Nieren") oder die Implantation eines speziellen Schrittmachers (siehe auch "Schrittmacher für Hypertoniker"), zur Verfügung um ihn in Richtung Normwerte zu bewegen. Was für den Betroffenen infrage kommt, muss jedoch individuell mit dem behandelnden Arzt abgeklärt werden.

Quellen:

  • https://aerztezeitung.at/2017/oaz-artikel/medizin/therapieresistente-hypertonie-pseudoresistenz-priv-doz-michael-rudnicki-univ-prof-bruno-watschinger/
  • https://www.pharmazeutische-zeitung.de/die-resistenz-die-keine-ist/
  • https://jamanetwork.com/journals/jamainternalmedicine/fullarticle/2735985
  • https://www.patienten-information.de/patientenleitlinien/bluthochdruck
  • https://jamanetwork.com/journals/jamainternalmedicine/article-abstract/2815018
  • https://www.pharmazeutische-zeitung.de/spironolacton-am-wirksamsten-145440/
  • https://www.patienten-information.de/patientenblaetter/bluthochdruck-nichtansprechen
  • https://www.hochdruckliga.de/pressemitteilung/neue-optionen-bei-therapieresistenz-zertifizierung-renale-denervierungszentren
  • https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/pdf/10.1055/a-1031-0612.pdf
  • https://www.medical-tribune.de/medizin-und-forschung/artikel/die-therapieresistente-hypertonie-ist-manchmal-gar-keine
  • https://www.rosenfluh.ch/media/arsmedici-dossier/2010/04-05/Therapieresistente_arterielle_Hypertonie.pdf
  • https://idw-online.de/de/news681153
Letzter Abruf der Quellen (soweit nicht anders angegeben): 25.07.2024

Von Sabine Croci. Dieser Artikel ist medizinisch-fachlich geprüft. Letzte Aktualisierung (07/2024).

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