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Blutdruck und Emotionen (Alexithymie)

Alexithymie und der Zusammenhang mit dem Blutdruck

Was ist Alexithymie?

Alexithymie beschreibt eine Schwierigkeit, Gefühle zu identifizieren und auszudrücken. Menschen mit Alexithymie haben oft Probleme, emotionale Signale in sich selbst und anderen zu erkennen, was zu Schwierigkeiten in sozialen Interaktionen und im inneren Erleben führt. Die Ursachen von Alexithymie sind vielfältig und können genetische, neurobiologische sowie umweltbedingte Faktoren umfassen.

Der Begriff Alexithymie wurde in den 70er-Jahren durch den Psychotherapeuten John C. Niemah und den Psychiater Peter Emanuel Sifneos erdacht. Der Name stammt aus dem Griechischen (a, lexis und thymos) und bedeutet übersetzt etwa die “Unfähigkeit, Gefühle zu lesen und auszudrücken”. Man geht davon aus, dass in Deutschland etwa 8 Millionen Menschen betroffen sind. Also grob jeder Zehnte. Als deutsche Bezeichnung für Alexithymie benutzt man Gefühlsblindheit oder Gefühlskälte.

Personen mit Alexithymie haben oft Schwierigkeiten bei folgenden Dingen:
  1. Gefühle identifizieren: Es fällt ihnen schwer, ihre eigenen Emotionen zu erkennen und zu benennen.
  2. Gefühle ausdrücken: Sie haben Probleme damit, ihre Emotionen anderen gegenüber verbal zu äußern.
  3. Emotionale Reaktionen verstehen: Das Erkennen und Verstehen der emotionalen Reaktionen anderer Menschen ist oft eine Herausforderung.
  4. Zwischenmenschliche Beziehungen: Der Aufbau und die Pflege von Beziehungen können durch die Schwierigkeiten im emotionalen Ausdruck beeinträchtigt sein.
  5. Phantasie und Kreativität: Sie erleben eine eingeschränkte Vorstellungskraft und haben weniger phantasievolle Träume oder Gedanken.

Wechselwirkung zwischen Alexithymie und Blutdruck

Forschung zu Alexithymie und Blutdruck
Forschungsergebnisse deuten auf eine interessante Verbindung zwischen Alexithymie und Bluthochdruck hin. Wir stellen Ihnen drei spannende Studien zu diesem Thema vor.

  1. Die Studie "The effect of alexithymia on morbidity in hypertensives" von B.C. Gage und K.J. Egan, veröffentlicht 1984 in "Psychother Psychosom", untersucht den Einfluss von Alexithymie auf den Schweregrad des Bluthochdrucks. Sie verglichen Bluthochdruckpatienten mit und ohne Alexithymie hinsichtlich des Schweregrads ihrer Hypertonie, basierend auf diastolischem Blutdruck, Augenhintergrund, EKG, Röntgenaufnahmen des Brustkorbs, Nierenstudien und Patientengeschichte. Die Ergebnisse zeigten, dass Alexithymiker schwerere Hypertonie-Folgen aufwiesen als Nicht-Alexithymiker, wobei kein Unterschied im Schweregrad der Arteriosklerose festgestellt wurde. Dies legt nahe, dass Alexithymie nicht nur mit Bluthochdruck korreliert, sondern möglicherweise auch eine Rolle in dessen Entstehung spielt.

  2. Die Studie "Clinical characteristics of hypertensive disease in patients with alexithymia" von O.V. Lyshova, V.M. Provotorov und Iu.N. Chernov, veröffentlicht 2002 in "Kardiologiia", erforschte die Zusammenhänge zwischen alexithymen Persönlichkeitsmerkmalen und schwereren klinischen Ausprägungen von Hypertonie. Die Untersuchung an 202 Patienten mit Bluthochdruck der Stufe II zeigte, dass Personen mit Alexithymie längere Dauer der Hypertonie, häufigere Schäden an Zielorganen, gesteigerte Lipidperoxidationsprozesse, reduzierte Aktivität der antioxidativen Abwehr und Störungen im Lipidmetabolismus aufwiesen. Außerdem war die nächtliche Hypertonie oder das unzureichende nächtliche Absinken des Blutdrucks bei Alexithymikern häufiger.

  3. Die Studie "Alexithymia and Hypertension: Does Personality Matter? A Systematic Review and Meta-analysis" von Marialaura Di Tella et al., veröffentlicht in "Curr Cardiol Rep" im Juli 2023, führt eine Meta-Analyse durch, um den Zusammenhang zwischen Alexithymie und Hypertonie zu untersuchen. Die Analyse basiert auf Daten aus 13 Studien und zeigt, dass Alexithymie signifikant häufiger bei Menschen mit Hypertonie vorkommt als bei Menschen ohne. Dies legt nahe, dass Alexithymie sowohl zum Auftreten als auch zur Beständigkeit von Hypertonie-Symptomen beitragen könnte, obwohl weitere Forschung erforderlich ist, um diese Beziehung zu klären.

Fazit:

Die Entdeckung der Verbindung zwischen Alexithymie und Bluthochdruck unterstreicht die Bedeutung der Berücksichtigung psychologischer Faktoren bei der Behandlung und Prävention von Bluthochdruck.

Für Betroffene von Alexithymie und Hypertonie könnte es hilfreich sein, Strategien zu entwickeln, um besser mit ihren Emotionen umzugehen und diese auszudrücken. Einige Tipps für Betroffene könnten beinhalten:
  1. Teilnahme an einer Therapie: Therapeutische Interventionen, insbesondere die kognitive Verhaltenstherapie, können dabei helfen, emotionale Bewusstheit und Ausdrucksfähigkeit zu verbessern.
  2. Emotionstagebuch führen: Das regelmäßige Notieren von Gedanken und Gefühlen kann dabei helfen, ein besseres Bewusstsein für emotionale Zustände zu entwickeln.
  3. Körperliche Aktivität: Regelmäßige Bewegung kann den Blutdruck senken und gleichzeitig das emotionale Wohlbefinden steigern.
  4. Entspannungstechniken: Praktiken wie Meditation, Yoga oder tiefe Atemübungen können Stress reduzieren und dabei helfen, Gefühle besser wahrzunehmen und zu verarbeiten.
Natürlich macht es auch Sinn, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Nicht umsonst gibt es das Gebiet der Psychokardiologie.

Diese Erkenntnisse unterstreichen, wie eng körperliche und psychische Gesundheit miteinander verbunden sind. Ein umfassender Ansatz, der sowohl körperliche als auch psychologische Aspekte berücksichtigt, kann entscheidend sein, um die Lebensqualität von Menschen mit Bluthochdruck zu verbessern.

Quellen:

Letzter Abruf der Quellen (soweit nicht anders angegeben): 05.07.2024
Von Horst Klier. Dieser Artikel ist medizinisch-fachlich geprüft. Letzte Aktualisierung (07/2024).

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