Sie sind hier: Infothek - Blutdruck und Ernährung - Omega-3-Fettsäuren und Blutdruck

Omega-3-Fettsäuren und Blutdruck

Ob Omega-3-Fettsäuren den Blutdruck direkt senken können, ist umstritten. Jedoch wurden positive Effekte der Omega-3-Fettsäuren bei Menschen mit beginnenden Herzerkrankungen nachgewiesen. In einem Rote-Hand-Brief warnte das Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) im November 2023 davor, dass abhängig von der Dosis der eingenommenen Omega-3-Präparate bei bestimmten Personen vermehrt Vorhofflimmern auftrat.

Was sind Omega-3-Fettsäuren?

Omega-3-Fettsäuren sind mehrfach ungesättigte Fettsäuren.

Ungesättigte Fettsäuren sind wichtig für das Immunsystem, die Blutgerinnung und den Aufbau von Nervenzellen. Sie sind Bestandteil von Zellmembranen, Ausgangsstoff von Botenstoffen, Hormonen und Entzündungsmediatoren. Sie sind essentiell, also lebenswichtig, und sie können nicht vom Körper hergestellt, sondern müssen aufgenommen werden.

Wirkung von Omega-3

Besonders wichtig und am besten untersucht sind die zu den Omega-3-Fettsäuren zählenden EPA und DHA (Vorkommen: fetter Kaltwasserfisch wie Karpfen, Aal, Lachs, Makrele und dergleichen, pflanzlich: Mikroalgenöl) sowie Alpha-Linolensäure (ausschließlich pflanzlich zu finden, zum Beispiel in Raps-, Hanf-, Walnuss- oder Leinöl).

Die Wirkung des DHA wurde von zwei Forscherteams untersucht. Sie entdeckten, dass das DHA an bestimmten Stellen der Muskelzelle andocken kann und dort Kaliumkanäle öffnet, wodurch Kalium aus der Zelle strömen kann. Als Folge entspannt sich die Muskelzelle. Die Vermutung, dass es auf diese Weise zu einer Erweiterung der Gefäße und einem Sinken des Blutdrucks kommt, konnte in Versuchen mit narkotisierten Mäusen nachgewiesen werden.

Eine am 01.06.2022 veröffentlichte Studie konnte nun auch einen blutdrucksenkenden Effekt der Omega-3-Fettsäuren bei Menschen nachweisen. Der Effekt fiel umso größer aus, je höher der Ausgangsblutdruck war. Die höchste Senkung zeigte eine Tagesdosis von 3 g Omega-3-Fettsäuren. Diese können lt. der Studie über Nahrungsergänzungsmittel oder auch über die Nahrung aufgenommen werden.

Im Sommer 2023 stellen das Swiss Medical Forum und die Medical Tribune die Ergebnisse vieler Studien jedoch in Frage, da die meisten Studien zu Omega-3-Nahrungsergänzungsmitteln nicht verblindet wurden. Zudem wurde der Vergleichsgruppe mitunter ein Placebo verabreicht, das sich ungünstig auf den zu erwartenden Effekt auswirken könnte. Es ist also möglich, dass die gefundenen positiven Effekte der zu untersuchenden Omega-3-Fettsäuren weniger der günstigen Wirkung des Produktes in der Versuchsgruppe, sondern viel mehr der ungünstigen Wirkung des Placebo in der Vergleichsgruppe zuzuschreiben ist.
Weiterhin geben sie zu bedenken, dass Omega-3-Fettsäuren in Fischen nur in geringer Menge enthalten sind. Um den Bedarf an Fischölkapseln zu decken, muss eine übergroße Menge an Fisch gefangen und verarbeitet werden, was zur Überfischung und der Störung des ökologischen Gleichgewichtes in den Meeren beiträgt. Auch bleiben Spuren von PCB und Dioxin in den fertigen Fischölkapseln nachweisbar. Diese wirken sich bei Einnahme von kleinen Mengen noch nicht aus, können aber bei hohen Einnahmedosen eine nachteilige Wirkung auf den Menschen haben. Achten Sie also unbedingt auf eine hohe Qualität, beim Kauf von Fischölkapseln.

Positive Effekte von Omega-3

Weiterhin werden den Omega-3-Fettsäuren folgende positive Effekte zugeschrieben:
  • Schutz vor Herzrhythmusstörungen
  • Stabilisierung von arteriosklerotischen Ablagerungen und damit eine Vermeidung vom Aufreißen der Ablagerungen, was zu Herzinfarkt oder Schlaganfall führen kann
  • Vermeidung beziehungsweise Verlangsamung des Fortschreitens einer KHK (koronaren Herzkrankheit)
  • Hemmung der Blutplättchenaggregation - dadurch Verbesserung der Fließeigenschaften des Blutes und Förderung der Durchblutung
  • positive Auswirkungen auf bestimmte Entzündungsmediatoren
  • Senkung der Triglycerid-Werte
  • Hinweise, dass das Risiko einer Demenz oder Depression verringert wird

Nebenwirkungen bei Omega-3

Doch auch Nebenwirkungen sind bekannt.

Nebenwirkungen bei Omega-3 Medikamenten

Es gibt jedoch auch Medikamente mit Ethylester von Omega-3-Fettsäuren, Icosapent-Ethyl wird dies als Inhaltsstoff genannt, die z.B. Menschen mit erhöhten Blutfettwerten verschrieben werden können. Es handelt sich hierbei um eine Hier werden die Nebenwirkungen konkreter benannt. Neben Übelkeit, Bauchschmerzen, Entzündungen der Schleimhaut im Magen-Darm-Trakt und Störungen der Geschmackswahrnehmung, wird dort auch Schwindel aufgeführt. Für ein Medikament, das jedoch zwischenzeitlich aufgrund eines Preisstreits in Deutschland nicht mehr erhältlich ist, waren Blutungen, Ödeme,  Vorhofflimmern, Verstopfung, Muskel- und Knochenschmerzen, Gicht und Hautausschläge als unerwünschte, aber mögliche Begleiterscheinungen bekannt. Das Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) warnte in  einem sogenannten Rote-Hand-Brief im November 2023 davor, dass vermehrt  Vorhofflimmern bei Personen mit kardiovaskulären Erkrankungen oder  kardiovaskulären Risikofaktoren auftrat. Dies war abhängig von der Dosis  an Omega-3-Fettsäuren, die die Probanden in den entsprechenden Studien  einnahmen. Es zeigte sich, dass das Risiko ein Vorhofflimmern zu  entwickeln bei einer verabreichten Tagesdosis von 4 g am höchsten war.

Nebenwirkungen bei Omega-3 Nahrungsergänzung

Bei als Nahrungsergänzungsmittel erhältlichen Omega-3-Präparaten wird häufig von fischigem Aufstoßen und Mundgeruch, seltener von Unwohlsein und Problemen mit dem Magen oder Darm berichtet.
Wie oben geschrieben, kam es bei Medikamenten mit Omega-3-Fettsäuren vermehrten Vorhofflimmern. In der entsprechenden Mitteilung schreibt das BfR explizit über Nahrungsergänzung:
Nahrungsergänzungsmittel mit Omega-3-Fettsäuren werden etwa in Form von Fischölkapseln angeboten und enthalten zum Teil ähnlich hohe Dosierungen wie Arzneimittel. Anders als Arzneimittel sind Nahrungsergänzungsmittel im Handel frei erhältlich und können auch über längere Zeiträume ohne ärztliche Kontrolle eingenommen werden. Mögliche unerwünschte gesundheitliche Wirkungen können so leichter übersehen werden.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt insbesondere Verbraucherinnen und Verbrauchern mit Herzerkrankungen oder entsprechenden Risikofaktoren deshalb, Omega-3-Fettsäure-haltige Präparate, wie z. B. Nahrungsergänzungsmittel, nur in Absprache mit einem Arzt oder einer Ärztin einzunehmen, vor allem über einen längeren Zeitraum.

Der Omega-3-Index

Vergleich Deutschland und Japan
Der sogenannte Omega-3-Index bezeichnet den Anteil der Omega-3-Fettsäuren an den Gesamtfettsäuren in den Membranen der roten Blutkörperchen. Liegt dieser unter 4 Prozent, ist das Risiko für einen plötzlichen Herztod zehnfach erhöht gegenüber einem Index von über 8 Prozent.

Zum Vergleich: In Deutschland liegt der Omega-3-Index durchschnittlich bei 4 Prozent - auf 100.000 Menschen kommen hier 148 Fälle von plötzlichem Herztod. In Japan liegt der Omega-3-Index durchschnittlich bei 11 Prozent - der plötzliche Herztod trifft hier nur 7,8 von 100.000 Menschen.

Das Verhältnis von Omega-3- zu Omega-6-Fettsäuren


Omega 3 zu Omega 6 Verhõltnis
Wichtig ist jedoch nicht alleine die aufgenommene Menge an Omega-3-Fettsäuren. Wir nehmen über unsere Nahrung allgemein eine relativ große Menge der als Gegenspieler der Omega-3-Fettsäuren bekannten Omega-6-Fettsäuren auf. Der Abbau der zu den Omega-6-Fettsäuren zählenden Linolsäure zu Arachidonsäure fordert dasselbe Enzymsystem wie der Abbau der zu den Omega-3-Fettsäuren gehörenden Alpha-Linolensäure zu EPA. Ist nun - wie in der westlichen Ernährung üblich - ein Überangebot an Linolsäure vorhanden, kann weniger Alpha-Linolensäure umgebaut werden.

Daher ist es wichtig, auf ein ausgewogenes Verhältnis von Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren zu achten. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt ein Verhältnis von maximal 5:1. Das bedeutet, höchstens fünfmal so viel Omega-6- wie Omega-3-Fettsäuren zu sich zu nehmen. Derzeit liegt das Verhältnis meist bei etwa 8:1.

Um eine ausreichende Menge der guten Omega-3-Fettsäuren aufzunehmen, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung zwei Fischmahlzeiten pro Woche oder die Aufnahme von EPA und DHA in Höhe von 250 mg/Tag. Jedoch wird die Wirksamkeit der Aufnahme über Kapseln immer wieder angezweifelt.

Omega 3 Quellen
Wer seine Ernährung entsprechend umstellt, Fisch isst und wertvolle Pflanzenöle (zum Beispiel Lein-, Mikroalgen-, Chia-, Leindotter- oder Hanföl für die kalte und Rapsöl für die warme und kalte Küche) den ungesunden gesättigten tierischen Fetten vorzieht, profitiert mehrfach. Zum einen nimmt er die in dieser Form wahrscheinlich nützlicheren Omega-3-Fettsäuren auf und zum anderen fällt zugunsten der gesünderen Fischmahlzeit eine Mahlzeit aus ungünstigerem roten Fleisch aus.

Fisch
Omega-3-Fettsäuregehalt
Atlantischer Lachs, gezüchtet, gegart, geräuchert
1,8%
Sardellen – Europa, eingelegt in Öl oder Salz
1,7%
Sardine – Pazifischer Ozean, eingelegt in Tomatensoße oder Salz, mit Gräten
1,4%
Atlantischer Hering, in Essig eingelegt
1,2%
Makrele – Atlantik, gekocht, geräuchert
1%
Weißer Thun – eingelegt in Wasser oder Salz
0,7%

Als pflanzliche Alternative zu Fisch kommt dem Leinöl die größte Bedeutung zu, da hier Alpha-Linolensäure in der konzentriertesten Form enthalten ist. Diese kann der Körper wiederum (in begrenzter Menge) in Omega-3-Fettsäuren umwandeln. Natürlich ist der Gehalt auch im ganzen Leinsamen hoch und aus der geschroteten Variante bei ausreichender Flüssigkeitsaufnahme auch gut aufzunehmen. Auch Hanföl und Walnüsse beziehungsweise Walnussöl stellen eine gute pflanzliche Quelle für Alpha-Linolensäure dar. Weitere, aber derzeit noch eher exotische Quellen sind Chia-, Perilla-, Sache Inchi- und Leindotteröl. Letzteres ist nicht zu verwechseln mit dem Leinöl. Es handelt sich um eine andere Pflanze.

Pflanzenöl
Omega-3-Fettsäuregehalt
Leinöl
56-71%
Chiaöl
bis ca. 64%
Perillaöl
ca. 60%
Sacha Inchi Öl
ca. 48%
Leindotteröl
ca. 38%
Hanföl
ca. 17%
Walnussöl
ca. 13%
Rapsöl
ca. 9%
Sojabohnenöl
ca. 8%

Omega-6-Fettsäuren

Im Zusammenhang mit dem Nutzen der Omega-3-Fettsäuren liest man meist auch von Omega-6-Fettsäuren. Und dass man auf ein ausgewogenes Verhältnis der beiden Fettsäuren achten soll. Die Empfehlung lautet 5:1. Das heißt, man soll höchstens fünfmal so viele Omega-6-Fettsäuren wie Omega-3-Fettsäuren zu sich nehmen. Das ist schwierig, wenn man nicht weiß, worum es sich handelt und worin die Fettsäuren enthalten sind.

Auch Omega-6-Fettsäuren zählen zu den mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Sie sind zum Teil essenziell, müssen demnach zum Teil zugeführt werden, weil der Körper sie nicht selbst herstellen kann.

Die wichtigsten Omega-6-Fettsäuren sind Linolsäure, Gamma-Linolensäure und Arachidonsäure. Hiervon ist Linolsäure die essentielle, also zuzuführende Omega-6-Fettsäure. Die anderen beiden und weitere Fettsäuren können daraus vom Körper gebildet werden.

Aufgaben der Omega-6-Fettsäuren

Omega-6-Fettsäuren sind Bestandteil der Zellmembranen. Sie fungieren darüber hinaus auch als Vorstufen verschiedener Substanzen. Sie sind an Wachstums- und Reparaturvorgängen beteiligt und senken das schlechte LDL-Cholesterin, aber leider auch das gute HDL-Cholesterin.

Die aus der Linolensäure gebildeten Arachidon- und Gamma-Linolensäuren haben auch speziellere Aufgaben. Die Arachidonsäure ist nicht nur Bestandteil der Zellmembran - sie dient auch als Grundlage, um Gewebshormone (Eicosanoide) zu bauen. Diese produzieren freie Radikale, die zur Abwehr schädlicher Substanzen notwendig sind. Dadurch fördern sie aber auch entzündliche Prozesse im Körper und wirken gefäßverengend. Die Gamma-Linolensäure hingegen wirkt antientzündlich.

Vorkommen von Omega-6-Fettsäuren

Omega-6-Fettsäuren sind in vielen Lebensmitteln enthalten. Daher muss man sich um eine ausreichende Aufnahme wenig Gedanken machen.
Linolsäure steckt in großen Mengen zum Beispiel in Distel- und Sonnenblumenöl. Doch auch in Fleisch und Fleischprodukten aus konventioneller Mast ist Linolsäure enthalten, da Masttiere oft linolsäurehaltiges Futter bekommen.

Arachidonsäure ist insbesondere in tierischen Fetten, Muskelfleisch und Innereien, Eiern (besonders im Eigelb) und Milchfett enthalten.
Gamma-Linolensäure findet sich in Granatapfelkernen und Hanföl.

Die Omega-6-Fettsäuren sind also auch wichtig für den Körper. Allerdings ist hier ein Übermaß eher schädlich.

Quellen

Letzter Abruf der Quellen (soweit nicht anders angegeben): 19.03.2024
Von Sabine Croci. Dieser Artikel ist medizinisch-fachlich geprüft. Letzte Aktualisierung (03/2024).

Dieser Artikel wird herausgegeben von BlutdruckDaten. Das BlutdruckDaten-Team ist seit 2009 für die hohe Expertise zum Thema Bluthochdruck im deutschen Internet bekannt. Die zugehörige App wird von hunderttausenden Nutzern täglich konsultiert. Alle Artikel werden umfangreich recherchiert und auf wissenschaftlichen Fakten basierend erstellt. Diese Fakten werden regelmäßig geprüft und Artikel auf den neuesten Stand gebracht.

Informationen auf der Website und innerhalb der App können die Beratung beim Arzt nicht ersetzen.

afgis-Qualitätslogo mit Ablauf 2024/05: Mit einem Klick auf das Logo öffnet sich ein neues Bildschirmfenster mit Informationen über klier.net GmbH & Co. KG
und sein/ihr Internet-Angebot: www.blutdruckdaten.de/ Unser Angebot erfüllt die afgis-Transparenzkriterien. Das afgis-Logo steht für hochwertige Gesundheitsinformationen im Internet.

Ähnliche Artikel:
    Weitere Informationen suchen zu