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Broken-Heart-Syndrom - wenn der Herzinfarkt kein Herzinfarkt ist

Es ist vielfach besungen und bei Liebeskummer sprichwörtlich - das gebrochene Herz.

Wenig bekannt ist, dass es dieses Phänomen wirklich gibt und es auch in der Medizin als Broken-Heart-Syndrom (Gebrochenes-Herz-Syndrom) beschrieben wird. Weitere hierfür verwendete Begriffe sind Stress-Kardiomyopathie oder Tako-Tsubo-Kardiomyopathie. Letztere Bezeichnung rührt von den Tonkrügen asiatischer Fischer her, mit denen Tintenfische gefangen werden. Bei der Tako-Tsubo-Kardiomyopathie verändert sich die linke Herzkammer, da das Herz an der Herzspitze nur noch vermindert oder kaum noch schlägt. Sie verengt sich im oberen Bereich und zeigt zur Herzspitze hin eine Ausbuchtung, was ihr ein Aussehen ähnlich dem beschriebenen Tonkrug gibt.

Broken-Heart-Syndrom

Beim Broken-Heart-Syndrom kommt es zu identischen Symptomen wie bei einem Herzinfarkt. Die Beschwerden sind gleich. Es treten die infarkttypischen EKG-Veränderungen auf. Diese lassen sich jedoch nicht klar einem Gebiet im Herzen zuweisen. Auch die laborchemischen Untersuchungen weisen auf einen Herzinfarkt hin. Bei etwa 2 Prozent der Patienten mit der Verdachtsdiagnose Herzinfarkt erleben die untersuchenden Ärzte in der daraufhin erfolgenden Herzkatheteruntersuchung dann eine Überraschung, denn es ist kein verschlossenes Gefäß zu finden, das einen Herzinfarkt charakterisiert. In der Ultraschalluntersuchung des Herzens sieht man dagegen eine vasenförmig veränderte linke Herzkammer und eine sich kaum bewegende Herzspitze.

Doch das Broken-Heart-Syndrom ist nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, denn es kann auch hierdurch zu schwerwiegenden, teils lebensbedrohlichen Folgen wie massiven Herzrhythmusstörungen bis hin zu einem kardiogenen Schock kommen.

Was passiert beim Broken-Heart-Syndrom?

Dem Broken-Heart-Syndrom geht in den allermeisten Fällen ein emotional belastendes Ereignis voraus. Der Tod eines geliebten Menschen, die Nachricht einer schweren Erkrankung, Liebeskummer, traumatisierende Ereignisse wie Gewalt, Naturkatastrophen oder Existenzangst nach Verlust des Arbeitsplatzes. Aber auch positive Ereignisse wie eine Heirat, ein Lottogewinn oder Ähnliches können der Auslöser sein. In all diesen Fällen kommt es zu einer massiven Ausschüttung von Stresshormonen. Hier vermuten Forscher den Ursprung der Erkrankung. Durch den massiven Ansturm an Stresshormonen wird die Herzwand quasi überreizt. Speziell an den Beta-Rezeptoren bewirkt dieser massive Angriff der eigentlich herzstärkenden Katecholamine eine Wirkungsumkehr - das wurde zumindest in der Forschung an Mäusen und Ratten festgestellt. Es kommt möglicherweise zu einer Verkrampfung des Herzmuskels oder der Herzkranzgefäße. Dies erklärt auch die Bewegungseinschränkung der Herzspitze: Dort finden sich besonders viele Beta-Rezeptoren. Vermutet wird, dass es sich hierbei um einen Schutzmechanismus des Körpers vor einer gefährlichen Überstimulation des Herzens durch die hohe Konzentration an Stresshormonen handelt. Betroffen sind in erster Linie Frauen jenseits der Wechseljahre, da mit sinkendem Östrogenspiegel auch dessen schützende Wirkung auf das Herz abnimmt. Doch auch Männer können am gebrochenen Herzen leiden.

Daher unterscheidet sich die medikamentöse Behandlung des Broken-Heart-Syndroms grundlegend von der eines Herzinfarktes. Während bei einem Herzinfarkt Präparate zur Anwendung kommen, die über den Adrenalinrezeptor wirken, hätte dies bei einem Broken-Heart-Syndrom keine oder schlimmstenfalls genau die gegenteilige Wirkung - eine Verschlechterung des Zustandes, da der Adrenalinrezeptor in diesem Fall das „beschädigte“ Teil darstellt. Deshalb kommen in diesem Fall Wirkstoffe infrage, die eben nicht über adrenalinartige Mechanismen wirken. Neben der medikamentösen Therapie ist aber auch die psychische Betreuung wichtig - sogar fast noch wichtiger. Es müssen Bewältigungsstrategien gegen Stresssituationen erlernt und das traumatische Erlebnis des Broken-Heart-Syndroms aufgearbeitet werden.

Das Herz heilt im Fall des Broken-Heart-Syndroms in den meisten Fällen wieder völlig aus. Nach ein bis vier Wochen sind alle Veränderungen des Myocards wieder verschwunden -vorausgesetzt, der Patient hat die Akutphase unbeschadet überstanden.

Hier irrt Udo Lindenberg also, wenn er singt: "Ein Herz kann man nicht reparier'n."
Ein Herz kann man doch reparier'n, jedoch braucht es dazu ärztliche Hilfe, denn ein gebrochenes Herz heilt leider nicht so ganz von allein.

Quellen:

Letzter Abruf der Quellen (soweit nicht anders angegeben): August 2023

Von Sabine Croci. Dieser Artikel ist medizinisch-fachlich geprüft. Letzte Aktualisierung (08/2023).

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